
Donau in Vilshofen
Hier eine deutsche Sage.
Unterhalb Vilshofen war bis in die neueste Zeit die Donau durch eine Menge von Felsblöcken, die teils über den Wasserspiegel hervorragten, teils unter demselben verborgen waren, schwer befahrbar. Der unkundige Schiffer konnte sein Fahrzeug leicht leck fahren, wenn es ihm nicht gar zerschellte.
Das Ghachlet, also das Durcheinander, heißt hier die Donau mit dem Gewirr von Felstrümmern.
Als die deutschen Kreuzfahrer ins Heilige Land zogen, um die geweihten Stätten den Ungläubigen wieder zu entreißen, da war der Teufel gar sehr erbost und schon als die ersten vollbesetzten Schiffe die Donau herabtrieben, stand er, einen ungeheuren Felsblock in den Krallen, auf der Lauer. Mit Mann und Maus sollten die Schiffe untergehen. Aber als er sich dem Ufer des Stromes näherte, da schimmerte ihm bereits aus der Ferne tausendfach jenes Zeichen entgegen, das er so fürchtet und hasst: Das Zeichen des Kreuzes. Die Ritter trugen es an ihren Mänteln und statt des Schwertknaufs und die Priester, die den Zug begleiteten, hielten es in den Händen.
Noch ehe die Schiffe sich in erreichbarer Nähe befanden, warf der Teufel voll Ingrimm den Felsen in die Wellen, sodass er in tausend Trümmer zersprang. Die Donau schäumte hoch auf; aber die Schiffe glitten unbeschädigt durch die Klippen.