
Bluetooth
Ich war aufgeregt – endlich bekam ich mein erstes richtiges Handy. Jahre zuvor war ich oft der Außenseiter, weil ich nur ein altes, klobiges Gerät hatte, das kaum etwas konnte. Doch an meinem Geburtstag änderte sich das: Ich packte das Geschenk aus und hielt es in den Händen – ein glänzendes Smartphone.
Ich schaltete es sofort ein, und der Startbildschirm strahlte mich an. Das war meiner! Euphorisch ging ich ins Bett, voller Vorfreude auf den nächsten Tag in der Schule.
Am Morgen machte ich mich früher als sonst auf den Weg. Ich wollte die Bluetooth-Funktion ausprobieren, die ich besonders cool fand. Auch wenn ich wusste, dass jedes moderne Handy sie hatte, war es für mich etwas Besonderes. Ich wählte zufällige Bilder aus und schickte sie an Leute in meiner Nähe. Manche nahmen an, und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
In der Schule war das Handy der Star. Alle wollten es sehen, und ich genoss die Aufmerksamkeit. Auf dem Heimweg wählte ich absichtlich den längeren Weg, um noch mehr Leute mit meinem Bluetooth zu "ärgern".
Plötzlich bekam ich eine Anfrage. Jemand wollte mir ein Lied namens „Tops“ schicken. Der Name klang albern, aber ich nahm an. Das Lied war kurz, nur zehn Sekunden.
Später ging ich in einen Supermarkt, um mir etwas zu kaufen. Mein Handy vibrierte. Ich hatte eine Nachricht erhalten – obwohl ich niemandem meine Nummer gegeben hatte. Verwundert öffnete ich die Nachricht:
„Spiel es ab!!“
Es musste um das Lied gehen. Also suchte ich die Datei und spielte sie ab. Ein lauter, schriller Ton ertönte, und die Leute im Supermarkt drehten sich genervt zu mir um. Peinlich berührt entschuldigte ich mich, murmelte „Nichts, alles gut“ und verließ den Laden hastig.
Zu Hause war ich allein. Noch immer unruhig legte ich mich ins Bett, doch mein Handy vibrierte erneut. Eine neue Bluetooth-Anfrage. Dieses Mal war es ein Bild. „Na gut“, dachte ich, „kann nicht schlimmer sein als dieser Ton.“ Ich nahm die Anfrage an, aber wartete einige Minuten, bevor ich das Bild öffnete.
Als ich es schließlich ansah, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken:
„ICH SAGTE STOP!!!“
Die Worte waren in blutroten Buchstaben geschrieben. Plötzlich machte alles Sinn: Der Titel des Liedes – „Tops“. Rückwärts gelesen ergab er „Stop“. Aber was sollte ich stoppen? War es mein Verhalten mit Bluetooth?
Ich zögerte, schrieb dann aber zurück:
„Wer bist du? Was willst du von mir?“
Die Antwort kam sofort:
„Kannst du es dir nicht vorstellen?“
Mein Herz raste. „NEIN, ICH KANN ES NICHT! ANTWORTE VERNÜNFTIG!“ tippte ich, fast panisch.
Sekunden später erschien die Antwort:
„WEGEN DIR HABE ICH EINEN UNFALL GEBAUT!“
Mir stockte der Atem. War das möglich? Hatte ich wirklich Schuld? Mit zittrigen Händen schrieb ich zurück:
„Geht es dir gut?“
Die Antwort kam prompt:
„NATÜRLICH NICHT!!“
In diesem Moment schaltete sich das Radio in meinem Zimmer ein:
„Heute Morgen um 7:00 Uhr ereignete sich ein Unfall. Ein 23-Jähriger verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug. Die Ursache ist unklar.“
Mein Kopf ratterte. Um 7:00 Uhr hatte ich ein Bild verschickt. Meine Kehle schnürte sich zu.
„Ich bin schuld?“ schrieb ich zögernd.
„Ja, bist du!“
Mir wurde übel. „Und was willst du jetzt von mir?“ fragte ich schließlich.
Die Antwort ließ mir das Blut in den Adern gefrieren:
„Dreh dich um.“