
Lindau am Bodensee
Hier eine deutsche Sage.
Spät am Abend erreichten Christus und Petrus auf ihrer Wanderung Lindau am Bodensee. Auf der Suche nach einer Herberge wiesen alle Menschen sie ab. Ein armer Tagelöhner und seine Frau nahmen sie auf, gaben ihnen zu essen und bereiteten ihnen ein Lager aus Stroh. Nach dem Essen gaben Christus und Petrus sich zu erkennen und Christus versprach ihnen, dass sie einen Wunsch frei hätten. Die Beiden wünschten sich ein Gärtchen und ein Gut, wie es die reichen Leute der Stadt hatten, und Christus gewährte ihnen den Wunsch. Als die Tagelöhner am nächsten Morgen aufwachten, staunten sie vor Freude, doch Christus und Petrus waren schon weiter gewandert. Da kam ein reicher Mann vorbei, dem die Tagelöhner alles erzählten. Er eilte in die Stadt, wo der Rat sich versammelte und beschloss, den Wanderern eine Deputation nachzusenden, um sie ebenfalls um die Erfüllung eines Wunsches zu bitten. Die Abgeordneten entschuldigten sich vielmals bei Christus und Peteus und beteuerten, dass sie ihnen ein Nachtlager gegeben hätten, wenn sie gewusst hätten, wer sie seien. Sie wünschten sich Weinreben. Als sie zurückgegangen waren, fragte Petrus Christus: "Herr, wie magst du den groben Kerln, die uns kein Nachtlager gönnten, Wein wachsen lassen?" Christus schmunzelte vor sich hin und sprach: "Beruhige dich nur, Peter, und gib dich zufrieden! Ich habe den Lindauern zwar Reben versprochen, und so wird ihnen Wein wachsen; aber frage mich nur nicht, was für einer!" Bekanntlich ist der Seewein etwas sauer.