
Filmrollen aus Zelluloid
Das hier stammt aus einer Zeit, als Filme noch nicht digital, sondern auf Filmstreifen aus Zelluloid bzw. Cellulose-Triacetat oder Polyester gedreht wurden.
Gedreht wurde üblicherweise mit einer Taktung von 24 Einzelbildern pro Sekunde; die Aufführung des Films mittels Projektor und Leinwand (etwa im Kino) erfolgte dann ebenfalls mit dieser Einzelbild-Taktung.
Bei 24 Einzelbildern pro Sekunde verarbeitet das menschliche Gehirn keine Einzelbilder mehr, sondern interpretiert diese als fortlaufende Bewegung.
Nimmt man nun eine ansonsten zusammenhängende Bild-Sequenz und schneidet willkürlich ein einziges "fremdes" Einzelbild hinein, so wird dieses (das lediglich für eine 24stel Sekunde sichtbar ist) von der Betrachterin oder dem Betrachter nicht bewusst wahrgenommen - wohl aber (angeblich) unterbewusst.
Basierend auf dieser Annahme kursierten in den Siebziger und Achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts Gerüchte, in US-amerikanischen Spielfilmen seien "Botschaften" in Form von hineingeschnittenen Einzelbildern versteckt, die zwar vom Publikum nicht bewusst wahrgenommen würden, dieses jedoch nachhaltig unterbewusst manipulierten.
Trink´ Coca-Cola![]
So sollte die Coca-Cola Company einen geheimen Deal mit mehreren großen Hollywood-Studios abgeschlossen haben, der vorsah, dass letztere in ihre Blockbuster Einzelbilder einfügten mit der Botschaft: "Trink´ Coca-Cola!", was dazu führte, dass Kinobesucher*ìnnen nach der Filmvorstellung massiven Durst auf Cola verspürten (und diese dann natürlich kauften).
CIA-Reklame für den Vietnamkrieg[]
Wenn es um manipulative (Unter-)Bewusstseinssteuerung geht, kann die Central Intelligence Agency (CIA) nicht weit sein, und tatsächlich soll auch der US-Inlandsgeheimdienst das Prinzip des versteckt integrierten Einzelbildes genutzt haben, um dem heimischen Kinopublikum politische Botschaften unterzujubeln, vom norm- und gesetzeskonformen Verhalten bis zur Unterstützung des Vietnamkriegs.
Deutschnationale Weißwäscherei[]
Deutschnationale Revisionisten wiederum haben hierauf aufbauend die Behauptung in die Welt gesetzt, bereits die NSDAP (genauer: Goebbels Propagandaministerium) habe die Technik des unterbewusst manipulativen Einzelbildes genutzt - etwa bei den seinerzeit populären Kino- "Wochenschauen" - um das deutsche Volk auf Weltkrieg und Holocaust einzustimmen und von deren Notwendigkeit zu überzeugen.
Brad Pitt bringt Kinder zum Weinen[]
Der US-amerikanische Schriftsteller Chuck Palahniuk greift das Prinzip verstecktes Einzelbild in seinem Roman "Fight Club" (1996) auf. Eine Nebenfigur arbeitet dort als Filmvorführer in einem Kino und schneidet Einzelbilder von nackten menschlichen Genitalien in Spielfilme für Kinder, um bei minderjährigen wie erwachsenen Zuschauern ein irrationales Unbehagen zu erzeugen. Regisseur David Fincher hat die Szene in seine gleichnamige Verfilmung des Romans von 1999 übernommen, wobei Antagonist Tyler Durden (Brad Pitt) als Filmvorführer "wirkt". Fincher zeigt, wie Kinder im Kino spontan und offenbar ohne ersichtlichen Grund plötzlich in Tränen ausbrechen, während Erwachsene offenbar von Peinlichkeitsgefühlen heimgesucht werden, deren Ursache sie sich nicht erklären können.
Aussichten[]
Mittlerweile werden die meisten Filme nicht mehr analog, sondern digital hergestellt. Wie auch immer und in welchem Rahmen die hier erwähnten Beispiele tatsächlich umgesetzt wurden - mit den neuen technischen Möglichkeiten der Filmproduktion ergeben sich auch ganz neue technische Möglichkeiten der Manipulation.
Sollten Sie sich demnächst also einmal (wieder) "Fight Club" - womöglich im HD-TV - ansehen und danach unbändigen Durst auf Coca-Cola (oder womöglich etwas vollkommen anderes) verspüren - Tyler Durden hat Sie ausdrücklich gewarnt ... ;-)