
Die Unstrut, wo die Sage spielt
Hier eine deutsche Sage.
Früher lebte an der Unstrut ein Müller, der bei seiner Mühle ein neues Wehr bauen wollte. Bevor er anfing, sprach er mit einem Baumeister, damit die Fluten der Unstrut das Wehr nicht zerstörten. Dieser erklärte, dass ein Mensch in das Bauwerk eingemauert werden müsste. Er flüsterte dem Müller ins Ohr: "Kauft noch vor Jahannis, dem 24. Juni, heimlich ein Kind, das noch an der Mutterbrust trinkt, und vermauert es lebend, dann wird das Wehr allen Gewalten trotzen und unzerstörbar sein!" Der Müller hatte Angst, aber der Baumeister lag ihm in den Ohren, bis er nachgab.
Der Müller fand eine arme Frau, die ihm ihr Kind verkaufte, und mauerte es bei Nacht ins Mauerwerk ein, ohne dass jemand erfahren sollte. Im nächsten Frühjahr trotzte das neue Wehr einem Hochwasser.
Nach vielen Jahren kam die Mutter des Kindes in die Nähe der Mühle. Das Wasser der Unstrut brodelte, zischte und schäumte gewaltig und zerstörte das Wehr. Es zerbarst und verschwand in der Unstrut. Da kam die Unstrutnix, an ihrer Hand eine holde Jungfrau mit langem, wallendem Haar. Die entsetzte Mutter erkannte ihr Kind und eilte wie von Sinnen davon. Schließlich wurde sie tot im Shclif des Flusses gefunden.