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Burg Waldstein

Burg Waldstein

Hier eine deutsche Sage.

Im Kapellenturm der Burg Waldstein, andere sagen, auf Epprechtstein, hat ein Betglöcklein gehangen, dessen Schall hat man an bestimmten Tagen im Jahre so deutlich gehört, dass man in Zell am Bergfuß öfters glaubte, es hänge im dortigen Kirchturme. Das hat zur Geisterkirche geläutet. Mancher hörte es erklingen, stieg zum Berge hinauf und sah und hörte oben nichts. Eine Frau, die ihrem im Wald arbeitenden Mann das Mittagessen brachte, hörte den Schall und ging ihm nach. Und als sie droben um eine Mauerecke der Burg biegt, erblickte sie die Geisterkirche offen und in hehrer Pracht, und auf dem Turme darüber schwang sich hin und her das bimmelnde Glöcklein. Orgelton und Chorgesang drang aus der Kirche; dem Altare zugekehrt stand der Priester, und am Boden knieten die Geharnischten und die Frauen in weißen Schleiern. Da ergriff es die arme Frau gar mächtig, auch niederzuknien und im Staube mit anzubeten den, welchen alle guten Geister loben, doch zugleich grauste ihr, denn sie fühlt, dass sie nicht zu dieser Gemeinde gehörte. Aber der Andacht frommer Drang zog sie dennoch hinein in das Heiligtum, und mit Händefalten kniete sie nieder. Da wendete der Priester am Altar sich um, da fiel sein Blick eisig kalt und streng auf sie, er hob den Arm empor und rief mit dumpfer Stimme: "Wehe! wehe!" Im Nu verschwanden Altar und Priester, Orgel und Chor, Männer und Frauen, der Kirche Schmuck; das Glöcklein sank vom Turme und dicht vor der Frau in den Boden. Ein Wetter grollte und donnerte um die Trümmer, und auf ihren Mauern standen wieder hoch und stark die seit Jahrhunderten darauf gewachsenen Bäume. Ganz bestürzt, mehr tot als lebendig, kam die Frau zu ihrem Mann zurück, lange versagte ihr die Sprache. Der Mann hatte nichts von Sturm und Unwetter gehört, der Himmel war hell und klar. Bebend wankte die Frau nach Hause – nach drei Tagen lag sie auf der Bahre.

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