
Berlin, wo die Sage spielt
Hier eine deutsche Sage.
In der Brüderstraße in Berlin gibt es ein Haus namens "Galgenhaus". Es heißt so, weil es hier ein Loch gab, das mit einem Eisengitter versehen war und als Kellerloch diente.
Als König Friedrich Wilhelm I. regierte, nahmen die Hausdiebstähle in Berlin so überhand, dass der König befahl, jeden, der als Hausdieb erwischt wurde, sofort an einem dafür aufgestellten Galgen zu hängen. Kaum wurde dies bekannt gegeben, wurde einem Minister ein silberner Löffel gestohlen. Trotz strenger Untersuchungen wurde der Dieb nicht gefunden. Schließlich blieb der Verdacht auf einem neuen Dienstmädchen, das zum Tod verurteilt und unter vielen Zuschauern gehängt wurde. Ein Jahr nach der Hinrichtung gafften immer noch Menschen das Haus des Ministers an, was diesem gar nicht gefiel. Da kam eine zahme Ziege, die im Haus gehalten wurde, und brachte den Löffel zurück, den sie in ihrem Versteck verborgen hatte. Die Gaffer blieben, um die Ziege, ihr Versteck und den Löffel zu sehen. Da wollte der Minister nicht mehr im Haus bleiben und bot es zum Verkauf an, aber niemand wollte das Galgenhaus kaufen. Nachdem der König davon erfahren hatte, hob er das Gesetz wegen der Hausdiebe auf und der Magistrat kaufte das Haus. Den Namen Galgenhaus behielt es. Die Leute glauben heute noch, dass im Loch der Galgen stand.