
Barbarossa
Hier eine deutsche Sage.
Auf tiefgetauchten Kähnen
schwamm Kaiser Rotbarts Heer
Hinunter auf der Donau,
hinab zum fernen Meer.
Hie Fürsten und hie Ritter
und Kriegsleut' aller Art,
Hie Bischof und hie Mönchlein
- es war 'ne bunte Fahrt.
Sie zogen frommer Sinnen
in das gelobte Land,
Mit Kreuzen auf den Mänteln,
mit Waffen in der Hand.
Es waren, wie man schreibet,
wohl vierzigtausend Mann,
Der Kaiser zog den Seinen
als treuer Held voran.
Sie hatten jüngst vernommen
- und Zorn schwellt jede Brust
- Der Heiden freches Treiben,
Jerusalems Verlust.
Wie Mohren und Mamluken
mit Feuer und mit Schwert
Die Christen aufgerieben,
das heil'ge Grab entehrt.
Das mocht' er nimmer leiden,
der tapf re Barbaross',
Drum sandt er seine Boten
durch's Reich von Schloss zu Schloss.
Drum sammelt' er behende
ein kampfgeprüftes Heer
Und führt' es auf der Donau
hinab zum fernen Meer.
Am Strome liegt ein Städtlein,
Vilshofen ist's genannt,
Nicht fern davon erhebet
sich steil die hohe Wand.
Und als zu ihren Füßen
Herrn Friedrichs Nachen schwamm,
Geschah ein wild Rumoren
hoch auf dem Felsenkamm.
Der fromme Kaiser blicket
hinan die dunklen Höh'n
Und sieht da mit Entsetzen
leibhaft den Bösen steh'n.
Er stand in einer Wolke,
ein Unhold riesengroß
Und rüttelte vom Berge
mit Macht den Gipfel los.
Und schwang in starken Armen
den Fels und schnob und flucht'
Und schleuderte hienieder
die ungeheure Wucht.
Und als ob ihren Häupten
die grause Masse schwebt,
Däucht alles sich verloren,
das kühnste Herz erhebt.
Der Kaiser aber langet
still nach dem Kreuzesbild
Und streckt es voll Vertrauen
empor als seinen Schild.
Und sieh! der Berg zerstiebet,
wie Spreu vom Wind verführt,
In splitterndes Getrümmer,
eh' er den Strom berührt.
Rings um die Schiffe stürzt er
unschädlich in die Flut;
Der Böse flieht und ächzet
Gestöhn ohnmächt'ger Wut.
Noch heut' ragt das zerschellte
Gebirg aus tiefem Grund
Und tut, was da geschehen,
der späten Nachwelt kund.