
Die Kirche
Hier eine deutsche Sage.
Das Steinkreuz steht am Turmeingang der Marienkirche Berlin und hat fünf Löcher vorne, wo früher die Eisenstäbe der "ewigen Lampe" eingelassen waren.
Über das Kreuz wird erzählt, dass ein Baumeister mit dem Teufel Karten spielte und die Baugelder verlor. Er bekam sie zurück, musste aber versprechen, beim Bau der Gewölbe einen Fehler zu machen, damit sie über den Gläubigen zusammenbrechen. Aber der Baumeister hielt sein Versprechen nicht, wofür der Teufel ihm den Hals umdrehte. Das Kreuz soll ein Andenken an ihn sein.
Die meisten Menschen glauben, das Kreuz sei zur Zeit der Markgrafen zur Strafe oder Sühne gesetzt worden, weil das Volk den Propst von Bernau erschlagen hatte. Dieser soll in Berlin den Zehnten mit großer Härte eingetrieben haben, sodass die Menschen ihn hassten. Außerdem war er ein Anhänger des Herzogs Rudolf von Sachsen, der Ansprüche auf die Mark hatte. Die Berliner hielten zum Markgrafen Ludwig dem Älteren. Propst Nikolaus hielt in der Marienkirche eine wütende Rede. An dem Tag war Markt und bald erfuhren alle davon. Die Menschen erschlugen den Propst und verbrannten seine Leiche. Nun durften in Berlin keine Glocken geläutet, Brautpaare nicht getraut, Kinder nicht getauft werden, und kein Priester folgte dem Sarg, wenn jemand gestorben war. Nach zehn Jahren mussten die Berliner zur Strafe viel Geld zahlen, in der Kirche einen neuen Altar bauen und das Steinkreuz errichten. Der Bann blieb aber noch zwölf Jahre bestehen.