
Bamberger Dom
Hier eine deutsche Sage.
Der Dombau zu Bamberg war einem griechischen Meister aufgetragen. Zu diesem kam ein Jüngling mit der Bitte, er wolle ihn zum Gehilfen nehmen, da man doch zu zweien gewisslich weiter komme, als wenn einer das riesenhafte Werk zu fördern habe. Der Dombaumeister willigte in den Vorschlag und übertrug dem Gehilfen den Bau des Petertores, während er selbst das Georgentor übernahm. So arbeiteten die zwei rastlos an dem Werke, ein jeder bemüht, es dem andern in Schnelligkeit und Tüchtigkeit des Baues zuvorzuthun. Bald bemerkte man aber, dass der Bau des Georgenthores viel rascher von Statten ging. Das verdross den Jüngling sehr, und als er sich nicht mehr zu helfen wsste, verschrieb er seine Seele dem Teufel, auf dass ihm dieser Rat schaffen sollte. Von Stund' an änderte sich die Sache. Das Peterstor stieg rascher in die Höhe, während an dem Georgentor kein Fortschritt bemerklich war; was man des Tages schaffte, fiel zu Nachts wieder ein; denn zwei ungeheure Tiere, halb Kröten, halb Löwen, umschlichen das Werk und unterwühlten die Arbeit des Dombaumeisters. Wie nun der Teufel gedachte, sein Versprechen gelöst und den Ehrgeiz des Jünglings befriedigt zu haben, lud er diesen eines Tages ein, mit ihm auf die Höhe des Peterstores zu steigen und sich das Bauwerk von oben herab anzusehen. Der Jüngling folgte; als er nun oben stand, ergriff ihn der Teufel und schleuderte ihn jählings von der Höhe hinab.