
Feld des Kornwucherers
Hier eine deutsche Sage.
Auf einem Hof im Mecklenburger Land saß ein alter, geiziger Pachter. Er häufte Ernten auf Ernten an und verkaufte das Korn nur, wenn es recht teuer wurde, egal, wie sehr die Leute ihn darum baten. Dadurch wurde er reich und er versuchte, immer mehr Geld zu bekommen. Er ging nicht in die Kirche und sagte, dass er seinem Gott im Freien diente. In Wirklichkeit diente er aber dem Geld und somit dem Teufel. Er schaute über die Kornfelder und rechnete aus, wie viel sie tragen würden, wobei er sich ärgerte, dass auch seine Nachbarn Korn ernten konnten.
Als er sich an einem Pfingsttag wieder mal ärgerte, kam ein Mann in einer schwarzen Kutsche mit schwarzen Pferden vorgefahren. Die Kutsche hielt an und der Mann stieg aus. Sein langer Mantel hüllte seine Gestalt ganz ein. Der Pachter und der Mann kamen ins Gespräch. Der Pachter verkaufte dem Mann sein Korn, ärgerte sich aber, nicht noch mehr Geld verlangt zu haben, und lud den Mann zum Frühstück ein. Als der Pachter und der Fremde den Hof betraten, schrien die Hühner, Enten und Gänse wild durcheinander und flatterten davon und der Hofhund winselte, zog seinen Schwanz ein und versteckte sich in seiner Hundehütte. Die Magd tischte das Frühstück auf. Die Frau des Pachters war in der Kirche. Der Fremde neckte die Magd, wobei sein Messer vom Tisch fiel, Sie bückte sich danach und sah, dass der Fremde einen Geier- und einen Pferdefuß hatte. Die Magd wollte fliehen, traf aber die Frau des Pachters, die gerade nach Hause kam und erzählte ihr, was sie gesehen hatte. Die Frau schickte die Magd, den Pastor zu holen. Der Fremde erschrak und rief dem Pastor entgegen: "Guten Tag, Pfaffe! Hast du das Messer noch, das du als Bube mir, deinem Mitschüler, gestohlen?" Der Pastor trat verwirrt zurück. Da kam aber ein Geistlicher aus dem Nachbardorf am Haus vorbei. Die Frau rief ihn herein. Der Fremde zitterte, denn diesem Geistlichen konnte er nichts vorwerfen. Der Geistliche bezeichnete den Fremden als den bösen Feind und öffnete endlich ein Fenster und rief: "Fahr aus, du unsauberer Geist, und gib Raum dem Heiligen Geist!" Unter Donner fuhr der Teufel aus dem Fenster. Aus den Kornspeichern kam viel Dampf, sodass die Menschen meinten, dass es im Himmel brennt. Es waren aber nur Millionen Kornwürmer, die drei Ernten vernichteten. Der erschütterte Pachter besserte sich und wurde fromm. Von da an verkaufte er sein Getreide zu gerechten Preisen, weil er Angst hatte, so etwas könnte wieder passieren.