
Berlin, wo die Sage spielt
Hier eine deutsche Sage.
Der Jude Lippold arbeitete als Kammerdiener, Leibarzt, Münzmeister und Ratgeber beim Kurfürsten Joachim II. Am 3. Januar 1571 kam Joachim II. von der Wolfsjagd zurück. Lippold servierte ihm vor dem Schlafengehen ein Glas Malage. In der Nacht starb Joachim II. ganz plötzlich. Lippold wurde verdächtigt, ihn vergiftet zu haben. Während Lippolds Haus bewacht und der Fall untersucht wurde, hörte einer der Wachen, wie Lippolds Frau mit ihm schimpfte, weil er zaubern konnte. Lippold wurde gefoltert und gestand viele Zauber, die er begangen hatte, so hatte er auch den Kurfürsten mit Zauberei für sich eingenommen und tatsächlich vergiftet. Sein Zauberbuch wurde ihm weggenommen und von einem anderen Juden aus dem Hebräischen ins Deutsche übersetzt. Als er am Gerichtstag vorgeführt wurde, stritt er alles ab, woraufhin er erneut gefoltert wurde und wieder alles zugab. Daraufhin wurde er an verschiedenen Orten zehnmal mit glühenden Zangen gezwickt und auf dem Neuen Markt gerädert und gevierteilt. Seine Eingeweide und sein Zauberbuch wurden verbrannt, aber eine Maus verbrannte nicht mit. Seine vier Teile wurden an den Landstraßen aufgehängt, sein Kopf auf das Georgentor gespießt. Von seinem Vermögen wurden seine Schulden und die Gerichtskosten bezahlt. Den Rest, ungefähr 750 Taler, bekam seine Witwe. Sie und ihre neun Kinder mussten jedoch die Gegend verlassen.