
Görlitz, wo die Sage spielt
Hier eine deutsche Sage.
Ein sehr fleißiger, geschickter Schmied war sehr geachtet, hielt aber nicht viel von der Kirche und dem Glauben. Einst kam ein rothaariger, starker, einäugiger, lahmer, gehorsamer, genügsamer, fleißiger, geschickter Knecht zu ihm und wurde sein Geselle. Da er sehr schnell arbeiten konnte, wurde er bald unentbehrlich. Deshalb wurde der Schmied in seiner Werkstatt nicht mehr gebraucht. Er wurde faul, spiel- und alkoholsüchtig. Zuletzt verbrauchte er für seine Sucht fast mehr Geld, als die Arbeit des Knechts einbrachte.
Eines Abends bestellte ein schwarz gekleideter Junker auf einem schwarzen Pferd und mit einer roten Hahnenfeder am Hut ein eisernes Gitter für eine Gruft, das bis Mitternacht des dritten Tages fertig sein sollte. Er bot viel Geld und zahlte die Hälfte im Voraus. Der Meister hatte wieder getrunken und unterschrieb mit seinem Blut. Das Gold lag vor ihm, der Junker war verschwunden.
Am Morgen begann der Knecht mit der Arbeit. Der Meister gab das erhaltene Geld aus. Als er in die Werkstatt zurückkam, war das Gitter bis auf einen Ring fertig, aber sein Knecht war fort. Der Meister versuchte, den fehlenden Ring selbst zu ergänzen, aber alles Eisen, das seine Werkzeuge berührten, ging kaputt. Der Meister merkte, dass der Teufel seine Finger mit im Spiel hatte.
Der Knecht blieb weg. Um Mitternacht verschlang die Erde den Meister. Seitdem ist er dem Teufel verfallen und muss schmieden, bis der Ring am Gitter ist. Menschen können ihn nicht erlösen, denn wenn jemand versuchte, den Ring zu ergänzen, verschwand er von selbst. Andere Leute hatten keine Ruhe, bis der Ring abgenommen worden war. Also muss der Schmied unter der Erde schmieden, wo er am Obermarkt noch heute zu hören ist.