
Vilstal, wo die Sage spielt
Hier eine deutsche Sage.
Im Vilstal bei Pfronten hörte man oft den "Scheidbachmann", der jauchzte so laut, dass er von weit her gehört werden konnte. Wurde er erwähnt, verfolgte er einen und brüllte und johlte laut. Oder er führte die Leute in die Irre. Einmal johlte ihm ein übermütiger Mann zu. Sogleich kam ein großer Mann mit abschreckender Gestalt daher und ganz nahe auf ihn zu. Der Mann hatte solche Angst, dass er später oft beteuerte, er wolle den Scheidbachmann nie wieder reizen.
Ein andermal übernachteten Buben in der Nähe des Scheidbaches und hörten den Scheidbachmann. Sie antworteten mit einem Juchzer, doch es rappelte über ihnen, als würde jemand Steine über das Dach ausschütten. Daraufhin bekamen sie Angst. Der Scheidbachmann rief von draußen: "Gebt mir nur ein Härlein heraus von eurem Haar, so habe ich euch samt und sonders." Sie ließen es.
Am öftesten hatten die Jungholzer früher mit dem Scheidbachmann zu tun, wenn sie Nachts von Pfronten kamen. Er sprang ihnen auf den Rücken oder auf das Genick und ließ sich so lange tragen, dass man sich an ihm fast zu Tode schleppen musste. Wer darum früher durch das Vilstal musste, nahm sich in acht und ging nicht Nachts, wenn es nicht sein musste.
Wenn es schlechtes Wetter geben wollte, hörte man den "Alpgeist" gewöhnlich "Hau! Hau!" schreien. Dann hieß es, man hatte den "Alpgeist" oder "Fallgeist" schreien hören, es wird schlechtes Wetter.
Einmal an einem Fronleichnamstag soll der Scheidbachmann sich bis in Pfronten gezeigt haben. Ein Hirte sah ihn und erzählte, dass der Scheidbachmann "Knodestrümpfe", Holzschuhe und einen braunen Schoopen getragen hatte und beständig mit den herunterhängenden Füßen geschlänkelt hatte, bis er auf einmal verschwunden war. "Das ist Wahrheit!"