
Tanne
Hier eine deutsche Sage.
Auf der Suche nach Heilkräutern kam ein Doktor an einer großen Tanne vorbei. In einer aus dem Boden herausragenden Wurzel sah er ein kleines Zäpflein stecken, das so aussah, als sei es von Menschenhand hineingeschlagen worden. Er schaute es sich an und hörte eine gedämpfte Stimme. Sie schien aus der Wurzel zu stammen, in der das Zäpflein steckte. Der Doktor wollte herausfinden, woher die Stimme kam, und nach langem Probieren schaffte er es, das Zäpflein zu ziehen. Die Stimme erklärte : "Ich bin da hereingebannt und kann nicht heraus, bevor du mich nicht eigens herausrufst. Willst du das tun und mich befreien, so will ich dir alle Heilkräutlein zeigen, die es gibt, dass du bei den Kranken Wunder erleben wirst." Da der Doktor sich dachte, dass er vielen Kranken helfen könnte und dadurch berühmt werden würde, rief er: "Gut, komm heraus!" Etwas kroch aus dem Löchlein und verschwand im Grasboden. Da richtete sich hagerer Mann auf, den der Doktor sofort als den Teufel erkannte. Dieser nahm ihn mit, zeigte ihm viele Heilpflanzen und erklärte ihm, wofür sie helfen und wie sie angewendet werden müssen. Aber der Doktor hatte Kummer, weil er den Teufel befreit hatte, der nun wieder viele Menschen ins Verderben bringen würde. Doch dann fiel ihm etwas ein, wie er den Teufel wieder unschädlich machen konnte. Er ging zurück zur Tanne und fragte den Teufel, ob er nicht aus eigener Macht so klein werden könnte, dass er in die Wurzel passen würde, aus der er ihn befreit hatte. Der Teufel verschwand und dann kroch etwas ins Löchlein. Der Doktor steckte schnell das Zäpflein hinein und schlug es fest ein, sodass der Teufel wieder eingesperrt war. Der Doktor aber freute sich über seine gesammelten Kräuter und die Kenntnisse, die er vom Teufel bekommen hatte.
Man merkt jedoch, dass schon längst wieder jemand das Zäpflein entfernt hat.