
Eiche
Hier eine österreichische Sage.
Am Hang des Bisambergs gab es einen Bauernhof mit einem Garten voller Obstbäume. Der Hof sah reich aus, aber der Bauer hatte hohe Schulden. Deshalb sollte seine einzige Tochter einen reichen Nachbarn heiraten. Aber die Tochter liebte den armen Knecht und er liebte sie auch.
In einer Nacht konnte der Knecht vor Liebeskummer nicht schlafen und ging im Wald des Bisambergs spazieren. Als er doch müde wurde, ruhte er sich bei einer Eiche aus. Da näherte sich ein Jäger, mit dem der Knecht ins Gespräch kam und der sich als der Teufel herausstellte. Die beiden sprachen über das Heiraten und der Teufel bot dem Knecht seine Hilfe an: Der Teufel würde dem Knecht einen Schatz geben und dafür nach dem Tod des Knechts dessen Seele bekommen. Allerdings sollte er Teufel die Seele erst bekommen, wenn die Eiche, unter der sie saßen, keine Blätter mehr hatte. Der Teufel stimmte zu und befahl dem Knecht, am nächsten Morgen unter einem bestimmten Apfelbaum zu graben. Das tat der Knecht und fand ein metallenes Gefäß voller Goldtaler. Nun konnte er beim Bauern um die Hand seiner Tochter anhalten, die Schulden bezahlen und mit seiner Ehefrau zufrieden leben.
Im Herbst verloren die Bäume langsam ihre Blätter. Nur die Eiche hatte noch viele Blätter. Das enttäuschte den Teufel, der sie regelmäßig kontrollierte. Zunächst hoffte der Teufel, dass die Blätter durch den Frost abfallen würden, aber sie blieben dran. Nun tröstete der Teufel sich mit dem Gedanken an die Stürme im Frühling. Durch diese fielen die letzten braunen Blätter wirklich ab, aber inzwischen waren der Eiche schon viele neue Blätter gewachsen, sodass sie nie kahl wurde.
Der Teufel sah ein, dass er die Seele des Knechts nicht bekommen konnte und er fuhr zornig brüllend und begleitet von starkem Schwefelgestank in die Unterwelt hinab. Am Bisamberg sah man ihn nie wieder.