
Goßwitz, wo die Sage spielt
Hier eine deutsche Sage.
In Goßwitz hinter Saalfeld waren Leute in einer Stube versammelt. Alle außer einer mürrischen Kindsmagd waren fröhlich. Die Magd war mürrisch, weil sie Not mit dem immer schreienden und missgestalteten Kind ihrer Herrin hatte, da dieses ein Wechselbalg war. Im halbfallenen Keller hinten im Hof ließ sich manchmal ein Licht sehen, auch an dem Abend, als die Burschen und Mädchen Spinnstube hatten. Die Mädchen meinten, die Burschen sollten hingehen und diejenigen, die hingehen würden, bekämen einen neuen Rock. Da meinten die Burschen, dies solltn die Mädchen tun, und wer es tue, solle einen nagelneuen Rock gekauft bekommen, nur ein Wahrzeichen müsse sie mit herausbringen. Die mürrische Magd sagte: Wenn ihr mir den kleinen Schreibalg da so lange halten wollt, will ich schon gehen. Dies wurde getan, und die Magd ging; der Keller stand auf, und in der Tiefe schimmerte ein Licht. Da nun die Magd hineinblickte, ob alles sicher sei, so sagte eine Stimme: Guckst du, so werf' ich! Ganz unerschrocken aber versetzte die Magd: Wirfst du, so fang' ich! Das wiederholte sich noch zweimal, und die Magd hob ihre Schürze auf, und da flog etwas Dunkles aus der Höhle hervor und plumpte schwer in die Schürze und zappelte, und war ein kleines Kind. Das war Wahrzeichen genug; eilend trug die Magd das Kind vor ins Haus. Als alle es voll Verwunderung ansahen, trat die Hausfrau dazu und hub an zu schreien: Herr Gott! Herr Gott! Mein Kind, mein liebes Kind! Wie ist es wieder so schön geworden! -Es wa wirklich das Kind der Frau, und der Wechselbalg in der Wiege war auf und davon. Da ist in jener Gegend das Sprichwort aufgekommen, wenn einem oder einer ganz unversehens etwas zuteil wird: Ich bin dazu gekommen wie die Magd zum Kind.