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Zunderschwamm

Zunderschwamm

Hier eine deutsche Sage.

Zu Schaftlach lebte vor gut hundert Jahren der Zundelmelcher. Seinen Namen hatte er davon, dass er seine Tage größtenteils im Wald verbrachte, wo er Zunderschwämme suchte. Im Wald stand plötzlich einmal ein Jäger in grüner Tracht neben ihm, und weil der Melcher ein großer Raufer war und gern über einen jeden Herr geworden wäre, versprach ihm der Grüne dabei seine Hilfe. Aber nach zwölf Jahren müsse der Melcher ihm gehören; auch dürfe er nicht in die Kirche gehen und auf Ostern nicht zum Beichten. Der Melcher merkte jetzt, mit wem er es zu tun hatte, aber er konnte nicht nein sagen und verschrieb dem andern seine Seele. Er ging auch nicht mehr in die Kirche oder zum Beichten. Aber alle Jahr wallfahrtete er nach Altötting. Jedes Mal ging dabei der Schwarze an seiner Seite. Beim Raufen konnte seitdem keiner mehr dem Zundelmelcher an und er warf die stärksten Burschen.

Wie nun die Zeit um war, sagte der Melcher: "Nächstens holt mich der Ander". Denselben Tag, an dem er vor zwölf Jahren den Pakt mit dem Teufel unterschrieben hatte, ging er schon in aller Frühe in den Wald hinaus. Da begegneten ihm Dirnen vom Dorf, die mit dem Milchsechter auf dem Kopf von der Weide hereinkamen. Der Melcher war ganz giftig vor Verzweiflung und schlug ihnen mit dem Zundelstecken die Milchsechter vom Kopf. Gegen den Abend kam er wieder ins Dorf und sprach bei einem Bauern um eine Pfeife Tabak zu. Im Haus war gerade der älteste Sohn von den Soldaten auf Urlaub daheim. Zu dem sagte der Melcher: "Setz dich auf meinen Daumen, dann wirf ich dich, dass du zum Fenster hinaus und draußen über den Bretterhaufen fliegst!" "Ist recht", sagte der Soldat, "ich will mich darauf setzen im Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit." Da hatte der Melcher keine Macht mehr über ihn.

Als dann der Teufel sich meldete und anfing zu lärmen, schickten die Leute schnell auf Gmund um den Pater Columban, einen Tegernseer Herrn. Auch vor dem Pater blieb der Zundelmann bei seiner Rede: "Heute Nacht holt mich der Teufel. Da ist nichts mehr zu machen." "Wo hast du den geschriebenen Pakt?" fragte der geistliche Herr. "Den hat mein Weib, die ist heute beim Müller in Reutberg im Bettel." Der Pater schickte ein paar furchtlose Männer fort auf Reutberg und gab ihnen die Kreuzpartikel mit. "Ihr braucht euch vor gar nichts fürchten, es kann euch nichts an!" rief er ihnen noch nach. Derweil sprengte der Pater Weihwasser und betete in einem fort lateinisch. Wie die Männer durch den Wald auf Reutberg zu gingen, fing der Wind grausig an zu stürmen, die Bäume krachten und bogen sich, als wollten sie über ihnen zusammenbrechen. Sie kamen aber glücklich im Müllerhaus an und fanden auch die Zunderrosl. Sie nahmen ihr den Brief ab und brachten ihn schwitzend und schnaufend dem Pater. Der benedizierte fleißig fort und weil es schon recht spät geworden war, fragte er ganz leise den Meßner, wieviel es ist. "Zwölfe Ganze!", schrie der Melcher, weil er es dennoch verstanden hatte. Aber die Stunde verging ohne Schaden und der Teufel verschwand. Den Gegenbrief mit der Unterschrift des Melcher ließ er zurück.

Der jährliche Bittgang auf Altötting rettete dem Zundelmelcher Leib und Seele.

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