
Bremen, wo die Sage spielt
Hier eine deutsche Sage.
Früher wohnte im Blocklande ein Mann, den hielt man nicht für gut. Der Llehrer in Wasserhorst hatte seinen Etgrow in jener Gegend, weswegen die Mädchen vor dem Hause vorbei mussten, wenn sie vom Melken kamen. Es geschah regelmäßig, dass die Kühe bald keine Milch mehr gaben, sodass der Llehrer zuletzt seinen ganzen Etgrow für einen einzigen Taler verpachtete.
Einmal wollte ein gewisser Sinnighes mit Fischen nach der Stadt und brach früh mit seiner Frau auf, um seinen Schwiegersohn abzuholen und die günstige Gelegenheit zu nutzen. Er dachte, es müsse nach gerade Zeit sein, obgleich es noch ganz dunkel war.
Als er nun den Deich entlang ging und an den hohen Eschenbäumen vor dem Haus des bösen Nachbarn vorbeikam, machte ihn die Frau darauf aufmerksam, dass die ganze Wohnung hell erleuchtet war.
Sie bekam Angst, war aber auch neugierig und bat ihren Mann darum, näher hinzutreten und durchs Fenster zu sehen.
Er kam nach wenigen Augenblicken ganz verstört zurück. Er hatte keinen trockenen Faden an seinem ganzen Leibe und zog seine Frau eilig mit sich fort nach Hause. Dort erzählte er, was er gesehen hatte: Man hatte mit einem silbernen Pflug, den Truthühner gezogen hatten, auf der Diele geackert. Die Anwesenden erkannte er nicht, da sie das Gesicht von ihm abgewandt hatten.
Plötzlich ertönte die zwölfte Stunde vom Wasserhorster Kirchturm herüber. Sie sahen mit Schrecken, wie sehr sie sich in der Zeit vertan hatten.
Sinnighes und seine Frau hatten große Angst. Hätten sie gewusst, was vor Jahren im Niederviehlande war vorgefallen, so hätten sie leicht denken können, dass der Nachbar dabei war, einen Schatz zu heben.
Dort wohnte nämlich mal ein sehr reicher Bauer, der Angst vor dem Krieg hatte und seinen Reichtum deshalb vergrub.
An einem Sonntag schickte der Bauer alle seine Leute nach der Kirche, Frau und Tochter, Knechte und Mägde. Er gedachte, in ihrer Abwesenheit unbemerkt alles zu vergraben.
Da sein Knecht Hans sich für seine Armut schämte, kam er nicht mit zur Kirche und versteckte sich in der Scheune. Von dort aus sah er, was der Bauer tat. Als der Bauer alle Schätze vergraben hatte, schaufelte er die Erde wieder darüber her und ebnete sorgfältig den Boden, damit auch nicht die geringste Spur zurückblieb.
Hans kamen allerlei Gedanken und er stellte sich vor, den Schatz auszugraben, doch der Bauer belegte ihn mit schwerem Bann und machte den Teufel zum Hüter. Nach sieben Jahren konnte nur der Verlobte der Tochter des Bauern den Schatz mit silbernem Fuhrwerk, vor dem er das lebendige, beflügelte Feuer gespannt hatte, holen.
Nachdem der Bauer den Spruch vollbracht hatte, stand er aufmerksam und es schwirrte eine große Fledermaus durch die Scheune, umkreiste dreimal in raschem, kaum sichtbarem Flug den Mann und den Schatz und verschwand. "Das wäre also in Ordnung gebracht," sagte der Bauer und ging.
Unterdessen waren die anderen zurückgekommen. Auch der junge Bursche hatte sich wieder ins Haus geschlichen. Den ganzen Tag dachte er an den vergrabenen Schatz. Schließlich ging er zur See. Doch er dachte viel an seine Heimat. Aber er verdiente viel Geld. Noch bevor die sieben Jahre ganz um waren, kam er nach Hause. Er sah, dass niemand ihn wieder erkannte. Im Wirtshaus erfuhr er, dass sein ehemaliger Herr vor wenigen Wochen gestorben war und seine Familie sehr arm war. Auf dem Hof erinnerte sich nur noch die Tochter an Hans. Schließlich verlobten sie sich.
Hans machte sich Sorgen um den silbernen Pflug. Aber dann träumte er von diesem Pflug und dem Schatz. Am Tag ging er zum Goldschmied und gab den Pflug in Auftrag. Nach acht Tagen holte er ihn ab uns spannte einen roten Hahn ein. Er wusste, dass er nicht sprechen durfte. Schließlich hob er den Schatz. Im Herbst heirateten sie und nur ihre Kinder und Enkel erfuhren, was es mit dem silbernen Pflug auf sich hatte.