
Hōsōshi
Hōsōshi ist ein japanischer Yōkai, also ein Monster, Geist oder Dämon. Sein Name bedeutet "der, der in alle Richtungen schaut".
In der Antike war Hōsōshi ein Priester und Minister am kaiserlichen Hof. Er trägt eine spezielle Robe und in der rechten Hand einen Speer und in der linken Hand einen Schild. Sein Name bezieht sich auf einen Dämonengott, als welcher der Priester sich verkleidete. Dieser war ein vieräugiger Oni, der in alle Richtungen schauen und alles Böse in seiner Nähe sehen konnte. Er bestraft dann die Bösen.
In der frühen Heian-Zeit hatte Hōsōshi die Aufgaben, bei staatlichen Trauerfeiern die Särge zu führen, die Begräbniszeremonien amtlich organisieren und leichenstehlende Yōkai vertreiben. Seine Maske diente zur Abschreckung von Dieben und bösen Geistern. Die bekannteste Aufgabe des Hōsōshi war die Reinigungszeremonie "Tsuina".
Tsuina wurde immer am letzten Tag eines Jahres in Schreinen und Regirungsgebäuden wie dem Palast des Kaisers ausgeführt. Dabei liefen der Hōsōshi und sein Diener um das Gebäude herum und beschützten es vor bösen Geistern. Beamte schossen Pfeile rund um das Gebäude, um die Geister symbolisch zu vertreiben. Andere Menschen spielten Handtrommeln, was eine symbolische Bedeutung hatte.
Hōsōshi ist ein Wahrsager und für die Barriere zwischen der menschlichen Welt und der Geisterwelt zuständig. Insbesondere sorgt er dafür, dass die Barriere bestehen bleibt. So werden in den vier Ecken eines Gebiets zum Beispiel Bäume gepflanzt oder Steine platziert. Auch vorhandene Grenzen wie Gewässer und Straßen werden genutzt.
Hōsōshis Kostüm stammt aus dem alten chinesischen Volksglauben. In China heißt er aber "Fangxiang", trägt eine Bärenhaut und ist eine Art Exorzist. Weil der chinesische Volksglauben sich mit dem Buddhismus und dem Daoismus vermischte, wurde aus dem Fangxiang schließlich ein böser Oni.
Tsuina-Rituale gibt es immer noch. Ein anderes Ritual, das sich von Hōsōshi ableitet, ist das Fest Setsubun.